Rezension: Anklage von John Grisham

Posted: 03/05/2015

Cover: Heyne Verlag

Autor: John Grisham
Originaltitel: Gray Mount
Verlag: Heyne
Seitenanzahl: 512
Erscheinungsjahr: 201
Preis: eBook 8,99 € | Hardcover 22,99 €
Genre: Justiz

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Mein Dank gilt Heyne für das Rezensionsexemplar!

Inhalt:

Samantha Kofer ist eine New Yorker Anwältin und hat große Pläne hinsichtlich ihrer beruflichen Zukunft. Pläne, die durchkreuzt werden, als sie plötzlich auf der Straße steht. Man bietet ihr an, sie auf der Warteliste zu halten, wenn sie ehrenamtlich tätig wird. So verschlägt es sie in das Kaff Brady, wo sie auf einmal mit Menschen arbeiten und deren Leid ertragen muss …

Meine Meinung:

Ein neuer Grisham und der erste, den ich gelesen habe, in dem eine Frau die Hauptrolle spielt. 
Samantha ist ehrgeizig, hat einen festgesteckten Lebensplan und ist nur auf ihre Karriere fixiert. 100 Stunden in der Woche langweile Dinge zu bearbeiten sind der Preis, den sie zahlen muss. Bis sie arbeitslos wird und in Virginia das Leid anderer zu spüren bekommt.

In Brady ist nicht nur die Armutsrate recht hoch, sondern es ist auch ein Kohleabbaugebiet, in dem rücksichtslose Konzerne die Natur und die Menschen ausbeuten. Und darum geht es größtenteils in diesem Roman: Kohle, wie sie abgebaut wird und wie einzelne Menschen dagegen ankämpfen. 
An sich könnte man dieses brisante Thema sicher spannend verpacken, nur leider wiederholt sich Grisham oft. Man bekommt die Tragweite dessen nicht ausreichend zu spüren, was es heißt, gegen die Mühlen der Justiz zu kämpfen. Stattdessen schiebt er viele kleinere Fälle ein, mit denen sich Samantha beschäftigt – und im Nachhinein betrachtet, war das wohl gut so, denn gerade diese menschlichen Tragödien gingen nah und retten somit das Buch.

Denn die Menschen dort waren echt, greifbar, während Protagonistin Samantha blass und beinahe unsympathisch wirkt. Auch zum Rest der Charaktere fällt es schwer, eine Verbindung aufzubauen, so toll ihre Ziele und Antriebe auch sind. Mattie, die die Law Clinic betreibt und somit mittellosen Menschen kostenlos hilft, Donovan, der gegen die Kohleunternehmen kämpft oder auch sein Bruder – alle bleiben farblos. Keiner der Schläge, die Grisham einbaut, trifft einen, denn warum auch? Man ist schließlich nur ein Zuschauer. 
Man fühlt sich in Brady nicht heimisch, ich hatte gehofft, dass einem die Bewohner durch irgendwelche Kleinstadtepisoden wie zu Beginn nähergebracht werden. Man ist nicht dort. 
Man fühlt sich dort ebensowenig wohl wie Samantha, ein Punkt, der das Ende fast ins Lächerliche zieht. Sie hätte sich ändern können, hätte einem ans Herz wachsen können, doch die Möglichkeiten wurden einfach nicht ausgeschöpft, vermutlich aus Angst, ins Klischeehafte zu driften.
Ich bin gespannt, wie er das weiterführen will, denn seine neue Heldin überzeugt in keinster Weise – vielleicht sollte er bei den männlichen Akteuren bleiben. 

Die Geschichte ist interessant, zeigt einen Dinge auf, die man nicht kennt, die einen entsetzen, und bietet auch Spannung – aber es ist verschenktes Potenzial, man hätte soviel mehr draus machen können.

Fazit:

BlasseCharaktere in grauer Umgebung

 

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