Rezension zu Kleine große Schritte von Jodi Picoult

Rezension: Kleine große Schritte von Jodi Picoult

Posted: 02/13/2018

Inhalt:

Ruth Jefferson ist ein großartige Hebamme, die seit 20 Jahren im gleichen Krankenhaus arbeitet. Eines Tages wird ihr der Umgang mit dem Neugeborenen Davis Bauer untersagt. Der Grund: sie ist Afroamerikerin – und Davis‘ Eltern Rassisten. Durch einen unglücklichen Zufall gelangt der Junge doch in ihre Obhut und in eine Notfallsituation. Ruth handelt trotz Verbot. Davis stirbt und die Eltern haben eine Schuldige: Ruth Jefferson, der der Umgang mit ihrem Sohn versagt wurde.

Cover kleine große Schritte von Jodi Picoult
Cover: C. Bertelsmann

Autor: Jodi Picoult
Originaltitel: Small Great Things
Verlag: C. Bertelsmann
Seitenanzahl: 593
Erscheinungsjahr: 2017
Preis: eBook 14,99 € | Taschenbuch 10,00 € | Hardcover 20,00 €
Genre: Drama

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Herzlichen Dank an den C. Bertelsmann Verlag für das kosten- und bedingungslose Bereitstellen dieses Rezensionsexemplares.

 

Meine Meinung:

Allein den Inhalt dieses Buches zusammenzufassen, verursacht einen Kloß in meinem Hals. Rassismus in den USA ist noch ein allgegenwärtiges Thema, das mich sehr interessiert. Als ich durch eine Rezension bei Kleinbrina erfahren habe, dass sich Jodi Picoult des Themas angenommen hat, war mir klar, dass ich das Buch lesen musste.

Was macht einen Rassisten zum Rassisten?

Rassismus ist ein Thema, zu dem ich klar Stellung beziehe und trotzdem zieht es mich in Buchform magisch an, besonders, wenn es möglich ist, die Beweggründe der einzelnen Menschen zu erfahren. Picoult tut dies und taucht tief in die Welt dreier Personen ein:  Ruth Jefferson ist eine Afroamerikanerin, die sich ein normales Leben wünscht, Turk Bauer ein Rassist, der den Rassismus nicht mit der Muttermilch aufgesogen hat und schließlich die Anwältin Kennedy McQuarrie, die glaubt, keine Rassisistin zu sein. Man erfährt den Werdegang jeder Person, was ich besonders bei Turk Bauer sehr interessant fand. Wie wird man zum Rassisten? Wie kommt man dazu, Menschen zu hassen, nur weil sie einen anderen kulturellen Hintergrund haben? Was im Falle der Afroamerikaner in den Staaten ja nicht einmal der Fall ist. Sie werden nur gehasst, weil sie anders aussehen. Für die Geschichten unserer Vorfahren können wir alle nichts. Bei Turk sind es viele kleine Begebenheiten, Umstände, Kleinigkeiten. Seine Geschichte fand ich besonders fesselnd.

Ein Schlag in die Magengrube

Doch besonders mitgenommen hat mich die Sichtweise von Kennedy, Ruths Anwältin, die fest davon überzeugt ist, keine Rassistin zu sein. Doch dabei ist sie es. Und wenn man es als Spiegel der Gesellschaft sieht, sind wir es alle. In unserem Denken, in unserem Handeln. Ruth zeigt Kennedy, wie ihr Leben ist. Ich möchte nicht behaupten, dass das Leben jeder „andersfarbigen“ (ist das nicht auch Rassismus?) Person so ist – aber ich kann mir gut vorstellen, dass es einem Großteil so geht. Dass Afroamerikaner, Asiaten, was weiß ich alles, in einem weißen Land dazu neigen, eher kontrolliert zu werden. Eher mit skeptischen Blicken verfolgt zu werden, als wären sie krimineller als alle anderen. Und das in vielen weiteren kleinen Dingen in ihrem, unserem Alltag.  Dabei vielleicht oft ganz unabsichtlich. Unterbewusst.

Und das brachte mich zum Nachdenken: Bin ich genauso?

Das privilegierte Leben

Wenn wir ehrlich sind, stecken wir viele Menschen in Schubladen, sei es durch die Kleidung, ihr Aussehen, ihre Handlungen – vermutlich auch wirklich durch die Hautfarbe.  Und ist es nicht wirklich so, dass wir weniger kämpfen müssen als Menschen anderen Ursprungs in unserem Land? Bin ich dadurch nicht schon blind und auch irgendwo rassistisch? Denn mir fällt eine Freiheit zu, nur weil ich eine bestimmte Hautfarbe habe, einer gewissen Nationalität angehöre und in „meinem“ Land lebe.

Doch wäre es nicht ebenso andersherum, wenn ICH in der Minderheit in einem anderen Land wäre? Wäre ich dort vielleicht nicht auch das Opfer und andere die Täter? Herrscht also nicht überall auf der Welt der tägliche Rassismus in den kleinen Dingen? Nach all den Jahren und den Kriegen? Können wir den Rassismus überhaupt besiegen?

Ihr seht, Kleine große Schritte von Jodi Picoult hat mich sehr zum Nachdenken gebracht. Und genau das ist die Stärke dieser Autorin: Sie schreibt nicht nur eine unheimlich fesselnde Geschichte so flüssig, als würde man sie miterleben. Sie hält einen nicht nur auf Trab und überrascht einen mit vielen kleinen Dingen. Nein, sie nimmt einen an die Hand und zeigt einem ihre Sicht der Dinge und regt zum Nachdenken an. Jodi Picoults Bücher lassen einen nicht so schnell los.

So auch dieses. Nun merkt man, dass Ruth Jefferson in dieser Rezension etwas untergeht. Und das ist auch im Buch so. Ruth ist eher die doch unwichtige Person. Die, die sich an ein Leben klammert, das sie eigentlich gar nicht führt. Auch sie wacht langsam auf – so, wie der Leser auch.

Fazit:

Sind wir alle Rassisten?


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