Interview mit Hope Cavendish

Posted: 01/12/2014

 

Im Zuge der Blogtour zu den Zeitgenossen hatte ich die Möglichkeit, die Autorin Hope Cavendish zu interviewen. 

Herzlich Willkommen, liebe Hope. Möchtest du dich vielleicht kurz vorstellen?

Interview mit Hope Cavendish
Hope Cavendish

 

Mein Name ist Hope Cavendish. Zumindest ist dies das Pseudonym, das ich gewählt habe, weil ich in meinem Brotjob etwas völlig anderes mache als in meinem Traumjob. Mein Brotjob ist die Bildbearbeitung, ich schreibe unter anderem Fachartikel darüber und gebe Kurse. Mein Traumjob hingegen ist das Schreiben. Diese Tätigkeiten richten sich an größtenteils unterschiedliche Zielgruppen, darum wollte ich zum Beispiel auf der Homepage, auf der ich über meine Kurse und andere Projekte informiere, nicht auch noch meine Vampirroman-Serie bewerben.
Insofern stand für mich fest, unter einem Pseudonym zu schreiben, als ich mich schließlich eines Tages entschlossen hatte, meine Geschichten zu veröffentlichen.

Und wie genau kamst du zum Schreiben?

Vermutlich wie die meisten – aus Liebe zum Lesen. Wer es liebt, beim Lesen in andere Welten abzutauchen, möchte eines Tages doch selbst versuchen, solche Welten zu erschaffen. Ich habe bereits als Teenager damit angefangen, aber glücklicherweise nie etwas davon veröffentlicht. Denn das meiste war doch reichlich melodramatisch.
Später, während des Studiums, habe ich mich dann etwas mehr mit der handwerklichen Seite des Schreibens auseinandergesetzt, durch Praktika und freie Mitarbeit in mehreren Redaktionen. Irgendwann wurde es jedoch vordergründiger, auch mal ein wenig Geld zu verdienen, so dass das Schreiben bei mir für einige Jahre in Vergessenheit geraten ist. Dank verschiedener Internetkontakte und unser Schreibforum lebte die alte Leidenschaft später aber dann doch wieder auf und so entschloss ich mich schließlich, es ernsthafter zu versuchen.

Ja, da gebe ich dir Recht, das Gefühl es doch einmal selbst probieren zu wollen, kenne ich.
Ich weiß, dass dein Job sehr zeitintesiv ist, da interessiert mich doch, wie du das Schreiben einbindest. Wie kontinuierlich schreibst du?

Ich wünschte, ich könnte immer zu festen Zeiten schreiben, aber das ist leider nicht machbar. Nicht zuletzt, weil ich mir mit meinem Mann ein Arbeitszimmer teile und er seinen eigenen Arbeitsprozess gerne laut kommentiert. 🙂 Da sind für mich dann nur Arbeiten möglich, die weniger Konzentration erfordern. Dafür ist er aber beruflich oft unterwegs und so nutze ich solche Stunden dann, um den Plot weiterzuentwickeln und die Handlung auszuarbeiten.

Ohje, dass das stört, glaube ich. Ist aber sicher auch manchmal lustig.
Nun hast du ja entschlossen, die Zeitgenossen selbst zu veröffentlichen und nicht über einen Verlag. Da ich das Self-Publishing nach wie vor interessant finde, würde ich gerne deine Gründe erfahren.

Nachdem ich einmal entschlossen hatte, die Geschichte zu veröffentlichen, habe ich zu recherchieren begonnen, welche Möglichkeiten ich hierfür hätte. Zu diesem Zweck habe ich viel zu dem Thema gelesen, mich monatelang in unzähligen Autoren-Foren und Schreiber-Netzwerken umgesehen, um mich möglichst umfassend zu informieren. Letztendlich habe ich mich dann für das Self Publishing entschieden und zwar aus folgenden Gründen:

1. Ich kann viel eigenverantwortlicher arbeiten, indem ich mich selbst darum kümmere, wer mein Manuskript lektoriert, wie mein Cover gestaltet wird, wie und wo mein Buch vertrieben und wie und wo es vermarktet wird.
Dies bedeutet zwar einen erheblich größeren Arbeitsaufwand für mich, andererseits behalte ich dadurch aber über die verschiedenen Aspekte des Veröffentlichungsprozesses viel größere Kontrolle.

2. Verlage entscheiden nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten, welche Themen sie veröffentlichen und welche Genres sie bedienen – und richten sich hierbei oft nach vermeintlichen Trends. Wenn ich mein Buch selbst veröffentliche, muss ich solche Trends nicht berücksichtigen und muss auch keine Kompromisse eingehen.

3. Ich kann im Großen und Ganzen das Tempo und den Ablauf meines Veröffentlichungsprozesses selbst bestimmen und muss nicht die manchmal jahrelangen Vorlaufzeiten eines Verlages abwarten.

5. Ich behalte alle Rechte an meinem Buch, kann also selbst entscheiden, was wann in welcher Form veröffentlicht wird und entscheide selbst über etwaige Weiterverwertungen.

6. Ich erhalte deutlich höhere Tantiemen als bei einem Verlag.

Gut, wenn man sich auskennt. Schlecht, wenn man die Zeit nicht hat. Hat alles seine Vor- und Nachteile. Wobei historische Vampirromane momentan bei den Verlagen ankommen müssten 😉
Warum ist es denn ein Historienroman geworden?

Witzigerweise hat Geschichte zu Schulzeiten nicht zu meinen Lieblingsfächern gehört. Der Unterricht hatte damals oft aus einer Litanei aus Zahlen und Fakten bestanden – Könige, Regierungszeiten, Schlachten, Kriege. Selten wurde einmal thematisiert, wie die Menschen seinerzeit lebten, und was sie so umtrieb. Genau diese Alltagsgeschichte haben mir aber später historische Romane und Filme nähergebracht, so dass dieses Thema plötzlich für mich interessanter wurde.
Als dann vor ein paar Jahren durch die Twilight-Serie Vampire mal wieder populärer wurden, habe ich mich gefragt, was mich persönlich eigentlich so an diesen Wesen fasziniert. Und die Antwort war: ihre Unsterblichkeit. Mich faszinierte der Gedanke, sehr lange oder gar ewig zu leben und dabei Zeitzeuge vieler historischer Ereignisse und Entwicklungen sein zu können. Wie muss es wohl sein, wenn die Welt um einen herum sich im Laufe der Jahrhunderte verändert? Wie sehr verändert man selbst sich dabei? Oder schafft man es dennoch, sich im Grunde treu zu bleiben? So entstand die Idee, eine Geschichte zu entwickeln, die sich mit diesen Fragen befasst.

Und wie sieht’s mit den Vampiren aus? Hast du dich schon immer für sie interessiert?

Hm, im Vorschulalter vermutlich noch nicht. 😉 Ich glaube, meine erste Begegnung mit dem Thema war Polanskis Film „Tanz der Vampire“. Ich war etwa 10 Jahre alt und habe mich gleichzeitig gegruselt und amüsiert. Später waren es die „Dracula“-Filme der Hammer Studios mit Christopher Lee und während des Filmstudiums sah ich erstmalig Murnaus „Nosferatu“ von 1922. Coppolas „Dracula“-Verfilmung und „Interview mit einem Vampir“ präsentierten Vampire dann wieder in einer Eleganz und Ästhetik, die den alten Klassikern entsprach und die mir persönlich sehr gefiel.

Es gibt verschiedene Arten von Vampiren, das stimmt. Sehr breit gefächertes Genre.
Jetzt bringt so ein Historienroman natürlich viel Recherche mit sich. Wie sieht das bei dir aus?

Eine erste Anlaufadresse ist oft Wikipedia, nicht zuletzt wegen der manchmal sehr nützlichen Angaben zu weiterführender Literatur. Stoße ich mit der Internetrecherche an Grenzen bzw. habe ich Zweifel hinsichtlich der Zuverlässigkeit der Quellen, dann suche ich nach geeigneter Literatur. Vieles lässt sich hierbei im (modernen) Antiquariat finden, da gibt es viele Schätze, die zu Unrecht nicht mehr aufgelegt werden. Zudem sind auch Geschichtsmagazine oft sehr hilfreich.

Das Internet ist allerdings nicht immer nur von Vorteil. Woher weißt du, was stimmt und was nicht?

Natürlich kann man so etwas nie mit 100%iger Gewissheit beurteilen. Man kann nur versuchen, die Quellen mit gesundem Menschenverstand zu überprüfen und gegebenenfalls verschiedene Quellen miteinander vergleichen.
Gelegentlich weiche ich ja auch absichtlich ein wenig von den Fakten ab, wenn ich der Ansicht bin, dass es der Dramaturgie meiner Geschichte dient. Schließlich schreibe ich ja Fiktion und keine Dokumentation. 😉

Das sei auch erlaubt, denke ich.
Was darf man neben den Zeitgenossen denn noch von dir erwarten?

Vorerst werden mich (und hoffentlich auch die Leser) die Zeitgenossen noch eine Weile beschäftigen, denn die Geschichte hat noch ein paar Überraschungen für die Protagonisten vorgesehen. (Band II wird nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen.) Nebenbei habe ich mit „Das Feuerwerk“ auch noch eine kleine Sammlung altmodischer Schauergeschichten veröffentlicht.
Ich habe natürlich auch schon Pläne für ein paar Projekte nach den Zeitgenossen, unter anderem einen Roman, der sich mit einer Substanz beschäftigt, die die Menschen im Laufe der Jahrhunderte immer wieder beeinflusst hat. Das wird in jedem Fall jedoch auch wieder ein rechercheintensives Projekt, darum weiß ich noch nicht, welche meiner Ideen ich als Nächstes umsetzen werde.

Vielen Dank für das interessante Interview, für die Einblicke in deine Arbeit und Motivationen – ich wünsche dir und den Zeitgenossen sehr viel Erfolg!

Mehr Infos zur Blogtour findet ihr hier – dort findet ihr auch viele Infos rund um die Zeitgenossen und ihrer Autorin!

6 Comments

  • karin 01/12/2014 at 9:14

    Hallo und guten Morgen, Moon

    Dein heutiger Beitag zur Blogtour hat stimmig das Bild über Autorin und Buch für mich persönlich abgerundet.

    Danke dafür..LG..Karin…

    Reply
  • daisyandbooks 01/12/2014 at 10:10

    Hallo
    Ein toller Beitrag – ich drück mir einfach mal die Daumen
    LG Sabine Creutz

    Reply
  • Sonja Kemper 01/12/2014 at 12:01

    Hallo Tamara 🙂

    Ein sehr gelungenes Interview und ein krönender Abschluss für die Blogtour.

    LG und einen schönen Sonntag
    Sonja

    Reply
  • Anonym 01/12/2014 at 15:12

    Hallo Moon,

    schön hast du Hope Cavendish interviewt ! Mich hat es gefreut,mitzulesen.ein guter Abschluss die Blogtour…

    Einen wunderschönen Sonntg noch !

    Reply
  • Andrea M. 01/12/2014 at 22:26

    Huhu Moon,

    ganz wunderbar rund & stimmig hast du durch dein tolles Interview mit Hope Cavendish diese Blogtour abgeschlossen – lieben Dank euch beiden dafür 🙂

    Liebe Grüße
    Andrea M.

    Reply
  • Moon 01/22/2014 at 12:45

    Vielen Dank, es freut mich, dass euch das Interview und die Blogtour gefallen hat!

    Allen Teilnehmern des Gewinnspiels wünsche ich viel Glück 🙂

    Liebe Grüße

    Moon

    Reply

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