Interview mit Simone Diekmann

Posted: 06/21/2012

Heute stelle ich euch die fotografiebegeisterte Simone Diekmann aus Hamburg vor, deren tolle Bilder der Hansestadt und ihrer friesischen Heimat mich immer wieder aufs Neue begeistern.
 
Interview mit Simone Diekmann
 
 
Ich freue mich sehr, dass du dich zu diesem kleinen Interview bereiterklärt hast!
Möchtest du den Lesern erst einmal etwas über dich erzählen?
 
Gerne. Ich bin 1978 geboren, aufgewachsen in Nordfriesland und lebe nun seit mehr als 13 Jahren im wunderschönen Hamburg und arbeite als Grafikerin/Art Direktorin. Ich mag diese Stadt sehr und besonders das Viertel, in dem ich wohne. Aber ebenso liebe ich die Weite Nordfrieslands und das Meer. Ich mag Krimis, den FC St. Pauli und richtig gutes vegetarisches Essen. Ich gehe gerne auf Konzerte – Punkrock und dessen Subgenres – aber auch ins Theater. 
 
Interview mit Simone Diekmann
 
 
Wie bist du zur Fotografie gekommen?
 
Oh, das kann ich gar nicht genau sagen. Wenn ich so zurückdenke, hatte ich schon in meiner frühen Jugend immer eine kleine Knipskamera dabei und habe damit diverse Situationen und Momente festgehalten. Für die Entwicklung dieser Fotos ging damals sehr viel Taschengeld drauf. Aber ich habe die Bilder heute noch – drei dicke Alben stehen im Bücherregal und sie sind eine schöne Erinnerung.
In der Schule hatten wir eine Dunkelkammer, da konnte ich meine Fotos manchmal auch selber per Hand entwickeln. Das war schon echt gut und spannend, „live“ zu sehen, wie das Foto vor den eigenen Augen Gestalt annahm. Mit 18 Jahren habe ich mir dann meine erste Spiegelreflex-Kamera gekauft.
 
 
Mit welcher Kamera hast du denn angefangen? Und wie hast du dich dann im Laufe der Zeit gesteigert?
 
Das war eine Carena 1000 sx und ich habe sie immer noch! Nichts wirklich dolles, aber ich habe lange daraufhin gespart und war dann wirklich sehr stolz, als ich sie endlich ausprobieren konnte. Zwei Objektive waren dabei, ein 35-70 mm und ein 70-210 mm. Das hat für den Anfang gereicht. Ich habe mir Bücher gekauft und mich erstmal theoretisch mit der Materie beschäftigt. Wie verhält sich Blende zur Belichtungszeit? Was ist eigentlich die Brennweite usw. Jedes Foto hat ja damals noch Geld gekostet – da konnte man nicht wie heute ausprobieren und die Bilder, die nichts geworden sind, wieder löschen. Als ich dann in Hamburg Grafik-Design studiert habe, habe ich ein Semester Fotografie belegt. Das war ganz gut, von jemandem was beigebracht zu bekommen, der davon auch Ahnung hat. Nach dem Studium gab es in meinem Leben andere Dinge, die Priorität hatten, so dass ich wirklich Jahre kaum fotografiert habe. Vor drei Jahren habe ich mir dann eine Canon-DSLR gekauft und seitdem bin ich wieder voll dabei und das Equipment wächst ständig…
 
 
Interview mit Simone Diekmann
 
Nach deiner jetzigen Ausstattung frage ich gar nicht erst, ich denke, das würde den Rahmen sprengen.
Denkst du, das gehört auch heute noch dazu? Sich erstmal in die Materie reinzulesen oder bist du der Meinung, man lernt auch vieles mit „Learning by doing“?
 
Ich denke, die Mischung macht’s. Vieles kann man durch Ausprobieren herausfinden und einiges kann man nachlesen. Das ist durch das Internet ja viel einfacher und bequemer als vor 15 Jahren, man kommt viel schneller an die benötigten Infos, wenn man mal nicht weiter weiß. Man lernt ja schließlich nie aus. Aber Interesse und Neugier sind meines Erachtens sehr wichtig. Ich persönlich habe viel gelernt, indem ich mich mit anderen (Hobby-)Fotografen ausgetauscht und getroffen habe.
 
Schön, wenn man eine solche Möglichkeit hat, von Erfahrungen anderer zu lernen, ist viel wert.
Hast du durch dein Interesse mittlerweile eine Ausbildung in dieser Richtung?
 
Nein.
 
Aber ich würde mal annehmen, dass man als Grafikdesignerin schon etwas mehr dafür geschult ist, oder?
 
Zumindest ist es ein Vorteil – man hat schon berufsbedingt ein ganz gutes Gefühl für Bildkompositionen und Bildschnitte.
 
Genau in die Richtung ging mein Gedanke.
Wie gehst du eigentlich vor: entstehen deine Bilder eher spontan oder planst du auch schon mal eine Fototour mit bestimmten Ansätzen im Hinterkopf?
 
Meistens spontan. Viele Dinge kann man einfach nicht planen. Oder ich plane etwas, sehe aber andere Dinge und das ursprünglich Geplante rückt in den Hintergrund. Ein Beispiel: ich bin morgens auf den Fischmarkt gefahren und wollte dort das Markttreiben festhalten. Und dann sehe ich plötzlich unglaublich viele Möwen auf einem Fleck, die um Fischabfälle kreisten. Im Hintergrund war dann auch noch der Michel zu sehen. Und – zack – ist eins meiner Lieblingsbilder entstanden. Sowas geht nur spontan. Klar, wenn ich Architektur wie die Speicherstadt bei Nacht fotografieren möchte, gehe ich gezielt los. Auch überlege ich mir vor People-Shootings, was eine passende Location wäre und welche Posen ich gerne hätte, wie das Licht am besten sein soll, ob schwarz-weiß oder Farbe. Aber meistens lasse ich einfach alles auf mich zukommen und aus der Situation entstehen.
 
Interview mit Simone Diekmann
 
 
Manche bezeichnen ja Hobbyfotografen, die ihre Bilder spontan entstehen lassen, eher noch als „Laien“. Sie behaupten, dass nur „geplante“ Motive das Können demonstrieren. Zumindest hab ich das schon desöfteren gelesen.
Was hältst du davon?
 
Das ist meiner Meinung nach Quatsch. Natürlich gibt es diejenigen, die ewig an einer Einstellung rumfrickeln, den Blickwinkel verändern etc., um das perfekte Foto zu haben. Das ist nichts für mich und da habe ich keinen Spaß dran. Aber ich bezeichne mich ja auch nicht als Profi 🙂
 
Naja, aber in Richtung Semiprofi wird’s schon gehen, denke ich.
Hast du bestimmte Lieblingsmotive? Immerhin sieht man z.B. viele wirklich tolle Fotografien von Hamburg oder auch von deinen Heimaturlauben.
 
Ich habe keine wirklichen Lieblingsmotive – es hängt ein bisschen von meiner Stimmung ab. Ich habe aber festgestellt, dass ich in wechselnden „Phasen“ fotografiere. Eine Zeit lang viel Landschaft, dann wieder Street, dann bin ich viel in Hamburg unterwegs… Was ich nicht so gerne mag, sind Makros. Da finde ich irgendwie keinen richtigen Zugang.
 
Was ist für dich die Herausforderung beim Fotografieren?
 
Ich versuche mit offenen Augen durch die Straßen zu gehen, den Blick für das Schöne, Verrückte, Außergewöhnliche zu schulen. Ich möchte spannende Geschichten über Menschen erfahren, im richtigen Moment auf den Auslöser drücken und Emotionen festhalten. Das reizt mich, aber ich sehe es nicht als Herausforderung.
 
Interview mit Simone Diekmann
 
 
Mittlerweile kannst du schon einige Erfolge verbuchen. Wie hat das angefangen? Was war dein erster Erfolg?
 
Ach, von Erfolgen zu sprechen, wäre übertrieben. Diese ganze Fotogeschichte ist irgendwie zum Selbstläufer geworden. Alles fing damit an, dass ich meine Bilder auf flickr hochgeladen habe. Das war anfangs auch ganz nett, war mir aber dann zu unpersönlich, zu wenig „ich“. Ich wollte was zu meinen Bildern erzählen. So habe ich Ende 2011 an dem WordPress-Blog gebastelt, auf den du ja auch aufmerksam geworden bist. Danach haben mich immer mehr Leute darauf angesprochen, doch bitte eine Facebook-Fanpage zu erstellen. Ich habe zuerst gezögert, denn: ich bin ja keine Fotografin! Aber die Resonanz war doch höher, als ich gedacht hatte und als dann Fragen laut wurden, ob man meine Bilder auch kaufen könne, ist der Postershop entstanden. Verrückt. Parallel habe ich immer mal wieder Fotos zu Zeitungsverlagen geschickt, einige wurden veröffentlicht und honoriert. Das ist schon ein schönes Gefühl, seine Arbeiten gedruckt zu sehen und vor allem auch zu wissen, dass sie bei fremden Leuten im Wohnzimmer an der Wand hängen 🙂 Die Ausstellung ist natürlich ein weiterer Höhepunkt. Und im Juli fotografiere ich meine erste Hochzeit – ich bin schon ein wenig aufgeregt….
 
Interview mit Simone Diekmann
 
 
Du hast es immerhin zu einer Ausstellung geschafft! Wie hat sich das ergeben und vor allem: wie war sie für dich?
 
Meine Ausstellung läuft noch! Meine Bilder hängen nach wie vor im Restaurant „von Stamm“ in Uetersen und können dort angeschaut und auch gekauft werden (das Essen ist dort übrigens auch sehr lecker!). Claudia von Stamm hat die „Kneipenkunst“ ins Leben gerufen. Künstler bekommen bei ihr die Gelegenheit, dort im Restaurant ihre Arbeiten zu präsentieren. Und da Claudia eine ehemalige Schulfreundin meiner Kollegin ist, kam so der Kontakt zustande.
Die Vernissage war unglaublich aufregend! Da ich sehr selbstkritisch bin, hatte ich auch ein bisschen Angst, dass ich am Ende dort nur mit Freunden und Bekannten da stehe und sich sonst niemand für meine Arbeiten interessiert. Aber dem war nicht so und die Vernissage war ein voller Erfolg (Claudia hatte aber auch ganze Arbeit geleistet, dieses Event unter die Menschen zu bringen)!
 
Hast du einige Bilder verkaufen können? Wie war die Reaktion der Menschen auf deine Bilder?
 
Ja, ich habe auch etwas verkauft und durchweg positives Feedback erhalten. Das motiviert natürlich, weiter zu machen.
 
Interview mit Simone Diekmann
 
 
Alles andere hätte mich auch gewundert. Wo wir schon bei Reaktionen sind:
Wie steht deine Familie und (wenn vorhanden) dein Partner dazu? Unterstützen sie dich?
 
Die sind alle stolz wie Oskar und unterstützen mich, wo es nur geht. Gerne hole ich mir auch deren Meinung ein, weil ich weiss, dass sie ehrlich ist.
 
Wie handhabst du es, wenn ihnen etwas nicht gefällt?
 
Das kommt tatsächlich selten vor, aber ich bin kritikfähig. Auch dadurch kann man lernen und sich verbessern.
 
Das ist gut, man ist ja bei seinen eigenen Werken teils etwas verletzlich, wie ich schon öfter mitbekommen habe.
Möchtest du mal von deiner Fotografie leben oder soll es weiterhin ein Hobby bleiben?
 
Die Fotografie ist ein Hobby und soll es auch bleiben. Ich mag meinen Job, er macht mir Spaß und die Fotografie ist ein Ausgleich – ich kann prima abschalten, sobald ich die Kamera vor der Nase habe. Außerdem glaube ich, dass ich ganz anders und nicht mehr so entspannt wäre, wenn ich von der Fotografie meine Miete zahlen müsste. Ich glaube, irgendwann würde es zum Zwang oder Krampf werden und das würde sich in der Qualität der Bilder niederschlagen und mir die Freude nehmen. Trotzdem freue ich mich über jeden Erfolg, jedes Feedback, jeden Verkauf!
 
 
Interview mit Simone Diekmann
 
Aber du hast doch sicher noch Wünsche in der Hinsicht? Wie stellst du dir vor, dass es weitergeht?
 
Nein, ich habe keine Ziele. Ich lass´ es einfach auf mich zukommen und bin selbst gespannt, wie es weiter geht. Vielleicht wäre ein Bildband irgendwann mal ganz schön. Aber da warte ich noch auf eine zündende Idee.
 
Ohja – eine Käuferin hättest du sicher.
Welchen Bildband würdest du dir denn persönlich kaufen? Welche Art von Bildern begeistern dich selbst?
 
Ein Bildband von Ragnar Axelsson steht noch auf meiner Haben-wollen-Liste. Das ist ein isländischer Fotograf, der mich mit seinen Bildern unglaublich berührt.
Street-Fotografie finde ich großartig, weil sie ehrlich und ungeschminkt ist – dort spielt das Leben. 
 
Interview mit Simone Diekmann
 
 
Gibt es etwas, das du anderen Hobbyfotografen raten würdest?
 
Bleibt neugierig, probiert aus, tauscht euch aus, seid präsent.
 
Was meinst du: ist Spaß wichtiger als Talent oder sollte man es bleiben lassen, wenn nichts bei rauskommt?
 
Oh, das ist eine schwierige Frage. Spaß ist natürlich erstmal das allerwichtigste. Ohne Spaß an der Sache können meiner Meinung nach keine guten Bilder entstehen. Die Technik kann man lernen. Den Blick für die Motive, den interessanten Blickwinkel, den außergewöhnlichen Fokus vielleicht auch. Ich denke, man kann sein Auge schulen. Was man nicht lernen kann, ist Kreativität. Und die gehört definitiv dazu.
 
Interview mit Simone Diekmann
 
 
Ein perfektes Schlusswort! Ich danke dir für den Blick hinter deine Kulissen!
 
 
 
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Alle Bilder unterliegen dem Copyright von Simone Diekmann und wurden mit ihrer Erlaubnis veröffentlicht!

6 Comments

  • fbtde 06/21/2012 at 15:13

    Ich mag Simones Bilder und war auch auf ihrer Vernissage. Sie kann was . . . .

    Reply
  • Mika 06/21/2012 at 15:26

    Sehr schönes Interview, das kannste wirklich gut. Auf die Leute eingehen und in Worte fassen. Hat mir gut gefallen

    Reply
  • Rick 06/21/2012 at 15:46

    Ich bin über Simone Diekmanns Blog hier gelandet. Klasse Interview und eine schöne Idee.
    btw. gefällt mir dein Blog. Eine schöne Mischung. 🙂
    Beste Grüße
    Rick

    Reply
  • sdiekmannphotography 06/21/2012 at 18:48

    Ich finde die Idee übrigens auch sehr schön 🙂 Noch mal danke, Moon. Und fbtde: danke für dein Lob!

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  • shadownlight 06/21/2012 at 19:14

    wow das ist ein mega klasse interview, und wieder habe ich etwas dazu gelernt!!! gglg!

    Reply
  • Sabine 06/21/2012 at 20:17

    Sehr interesantes Interview.
    LG Sabine

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