Es wird mal wieder Zeit für ein Interview! Diesmal habe ich Thomas Williams, Autor abgefahrener Horror-Kurzgeschichten, dazu gebracht, sich meinen Fragen zu stellen!
Erstmal danke, Thomas, dass du dir Platz für mich im Terminkalender freigeschaufelt hast. Stelle dich doch bitte als Erstes kurz vor, wir wollen ja, dass die Leute dich kennenlernen.
Gleich mit der schwersten Frage ins Haus fallen. Das hab ich gern.
Tja, Herausforderungen gehören zum Leben!
Na gut. Weil du es bist. Ich heiße Thomas Williams, bin Horrorautor und lebe mit meiner Frau in Bielefeld. Inzwischen bin ich in über 20 Anthologien veröffentlicht worden und liebe das Horrorgenre in allen Formen und Farben. Egal ob Grusel oder Splatter. Irgendwie befinde ich mich rund um die Uhr in dieser Welt, lese entsprechende Bücher, Zeitschriften und Comics. Natürlich gucke ich auch ständig Horrorfilme. Alte wie neue. Dazu muss ich sagen, dass mir handgemachte Effekte in Horrorfilmen deutlich besser gefallen als CGI. Wenn ich also nicht schreibe, beschäftige ich mich dennoch mit dem Genre. Um etwas frische Luft zu schnappen lese ich ab und mal einen Thriller oder Comics.
Danke! Aber da fehlt das Wichtigste: Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Bevor ich angefangen habe Bücher zu lesen, war ich bereits großer Comicfan.
Ich kann aber überhaupt nicht zeichnen, also begann ich Geschichten zu schreiben. Zuerst waren es ganz, ganz miese Kopien von Batman und ähnlichen Helden, aber ich fand auch Monster schon immer toll. Eine meiner schönsten Kindheitserinnerungen ist es tatsächlich, sich Sonntagnachmittag Godzilla oder Filme von Ray Harryhausen anzusehen. Später kamen natürlich lauter Horrorfilme dazu, denn wo findest du leichter Monster als dort? Der Vater eines damaligen Schulfreundes brachte uns alle möglichen Filme aus der Videothek mit, für die wir viel zu jung waren. Tanz der Teufel 2, Horror-Alligator, Critters und so weiter. Wir waren 12 Jahre alt, oder so. Als ich später einen eigenen Videorekorder hatte, liefen noch lauter solche Filme im Spätprogramm, weswegen ich sie mir weiterhin angucken konnte. Heute wirst du um diese Uhrzeit nur noch von nackten Frauen aufgefordert sie anzurufen …
Ich fing also an Horrorgeschichten zu schreiben und auch, wenn ich mich kaum an meine Anfänge erinnere, so waren die ganz bestimmt furchtbar. Aber mit der Zeit lernt man dazu und natürlich habe ich begonnen viel Horror zu lesen. Im Gegensatz zu heute gab es damals aber kaum andere Autoren als King und Koontz in den nächsten Buchläden. Die Serie John Sinclair hat mich sozusagen über Wasser gehalten.
Hach, King! <3 Klingt so, als wärst du kein Fan von den beiden genannten – dabei sind das doch die Koryphäen im Bereich Horror.
Damals mochte ich keine zu dicken Bücher. Lese auch heute nur selten so dicke Wälzer. Koontz mag ich tatsächlich nicht. King kann toll schreiben, aber viele seiner Bücher sind mir zu langatmig.
Blasphemie! Nein, Scherz beiseite – findet Mr. Miller auch. Aber das zu jemanden zu sagen, der King liebt, ist mutig …
Okay, ein Horrorautor, der nichts von Koontz und King hält – wer sind dann deine Vorbilder?
Wenn es ums Schreiben geht, würde ich nicht gerade von Vorbildern reden, aber beeinflusst haben mich sicher Carlton Mellick III, Tim Curran, Joe R. Lansdale, Jeff Strand. Don Winslow, Richard Laymon und ein ganz klein wenig H.P. Lovecraft. Bunter als eine Tüte Haribo, oder? Jetzt kann sich aber jeder denken, wie meine Geschichten aussehen …
Ich weiß, wie sie aussehen: abgefahren! Ich erinnere mich nur an El Bocaczas und die 90er-Jahre-Trashparty aus Dämonisch. Wie reagieren die Leute auf sowas?
Letztes Jahr sagte ein anderer Autor zu mir: „Deine Ideen sind total krank. Aber das ist geil!“ Ich hab einen Moment gebraucht, um das als Kompliment zu verstehen. Tatsächlich bekomme ich sehr viel Zuspruch, was mich natürlich riesig freut. Dass meine Geschichten oft etwas verrückt sind, liegt wahrscheinlich an meinen unterschiedlichen Inspirationen. Bücher, Filme, Comics, wahre Begebenheiten und Dinge, die ich selbst erlebt habe. Meine Geschichten haben immer einen Schuss bösen Humor und es gibt schräge Figuren. Horror und Schreiben machen mir wahnsinnig viel Spaß, was ich auch zeigen möchte. Aber ich nehme beides ernst, weswegen ich keine Scary Movies oder so etwas schreibe. Der Humor ist recht dezent, aber vorhanden. Ich denke, dass ich mir auf diese Art inzwischen einen Namen gemacht habe und die Leser wissen, was sie erwartet, wenn sie etwas von mir lesen.
Und wie sieht das in deinem direkten Umfeld aus?
In meinem engeren Freundeskreis gibt es zwar kaum Horrorfans, aber trotzdem finden alle toll, was ich mache. Lesen tun es nur wenige, damit kann ich allerdings leben. Sonst würden sie mich bei jedem Treffen mit Weihwasser bespritzen und mir Knoblauch um die Ohren hauen. Hin und wieder kam mal die Frage, ob ich nicht etwas anderes schreiben könnte. Das beweist leider, dass manche Leute die Leidenschaft zum Genre nicht verstanden haben. Ich kann mir vorstellen, mal
etwas anderes auszuprobieren, werde mich aber nie ganz vom Horror entfernen.
Jetzt nimmst du mir aber alles vorweg! Das wollte ich dich fragen. Was würde dich denn mal reizen, zu schreiben?
Oh, die Überleitung war echt gekonnt. Lach
Ich würde gerne mal Science Fiction ausprobieren, aber das Genre kenne ich fast nur aus Filmen und Comics. Etwas zu schreiben und etwas anzuschauen, sind zwei vollkommen unterschiedliche Dinge. Jedes Mal, wenn ich mich an SciFi probiert habe, hatte ich das Gefühl, dort verkehrt zu sein und keine Ahnung zu haben, was ich tue. Aber ich gebe nicht auf und plane gerade ein Crossover zwischen Science Fiction und Horror. Erst einmal nur in Form einer Kurzgeschichte. Wenn das klappt, sehen wir weiter. Wie du schon sagtest, sind meine Ideen „abgefahren“, deswegen möchte ich eine außergewöhnliche Geschichte schreiben, um aufzufallen. Dann merkt hoffentlich keiner, dass ich im Schreiben von SciFi ein Laie bin. Stell dir vor, das gelangt ins Internet. Nicht auszudenken, ha, ha, ha …
Oh, verdammt.
Das Internet vergisst nie, Herr Williams! 😉 Nun bist du ein häufiger Gast in Anthologien, über 20 sind es schon! Hast du Lieblinge unter deinen Geschichten?
Ui, schwierig. Natürlich hat jedes fertig geschriebene Werk einen Platz in meinem Herzen. Besonders gerne erinnere ich mich an „Zwergenaufstand“ aus Bösartiges Frühstück, weil ich die Geschichte bei meiner ersten Lesung vorgetragen habe und dieser Abend eine großartige Bestätigung an mich war, dass meine Mischung aus Humor und Splatter ankommt. „Love Sex Destruction“ aus Dämonisch, weil die Recherche wirklich Spaß gemacht hat. „Clown-Syndrom“ aus Böse Clowns wurde dieses Jahr beim Vincent Preis mit dem zweiten Platz ausgezeichnet und das macht mich unglaublich stolz. Und dann ist da noch „Die Mitternachtstür“ aus meiner Sammlung Weird Trip, weil viele nach der Veröffentlichung wollten, dass ich einen Roman daraus mache. Nun, ich kann nicht zu viel verraten, aber ich bin noch nicht fertig mit dieser Tür. Oh, dann muss ich aber auch noch „Santas Dorf der Verdammten“ erwähnen. Die Geschichte findest du in Dunkle Seiten 6 und sie handelt von einem kinderfressenden Weihnachtsmann, der sein Dorf in einem Atomtestgelände in Nevada hat. Als die Geschichte gut ankam, wusste ich, dass ich mit solchen schrägen Ideen weitermachen sollte. Mit ihr hab ich sozusagen meinen Stil gefunden.
Dein Stil ist markant, definitiv! Und deine Kurzgeschichten nicht gerade die Kürzesten. Können wir auch was Längeres von dir erwarten?
Tatsächlich ja. Ich schleppe seit Jahren eine Romanidee mit mir herum, habe auch schon mehrmals begonnen sie zu schreiben und es immer wieder verworfen, weil es sich nicht richtig angefühlt hat oder ich einfach zu viele Deadlines hatte, um mich auf ein so großes Projekt zu konzentrieren. Aber wie oben erwähnt, bin ich in vielen Anthologien veröffentlicht und denke, dass es jetzt an der Zeit ist, etwas Längeres zu schreiben. Das heißt nicht, dass es keine Kurzgeschichten oder so von mir geben wird, denn ich brauche einfach die Abwechslung. Sollte ich mal bei meinem Roman nicht weiterkommen, habe ich bereits jetzt schon mehrere, kleinere Projekte für 2018 in Aussicht, an denen ich arbeiten kann.
Kannst du uns dazu schon was verraten oder ist alles streng geheim?
Im Moment sitze ich an einer Novelle, die zur Hälfte fertig geschrieben ist und ich habe bereits einiges an Inspiration für mein Werk danach gesammelt. Der mehrmals abgebrochene Roman geht mir nicht aus dem Kopf und will endlich geschrieben werden. Inzwischen ist er soweit, dass er wirklich entstehen kann. Er fühlt sich wie etwas von mir an und ich freue mich schon auf die Reaktionen der Testleser. Immer, wenn ich befürchte, dass sie mich für verrückt erklären werden, kommen meine Geschichten am besten an. Und diese Story ist verrückter als ein Früchtekuchen. Sobald ich Zeit dafür habe, beginne ich mit der Recherche. Manchmal befürchte ich, dass es schwer werden könnte, diese Geschichte in eine Schublade zu stecken, aber es wird ganz klar eine Horrorstory. Mit einem kleinen Schuss Dark Fantasy und …
Wusstest du, dass ich ungerne zu viel verrate?
Also geheim, kapiert. Dann wünsche ich dir viel Erfolg für deine zukünftigen Projekte, ich bin gespannt, was uns erwarten wird!
Thomas Williams hat eine sehr unterhaltsame Facebookseite und natürlich findet ihr ihn auch auf Amazon, wo ihr seine Bücher bestellen könnt! Schaut rein – es lohnt sich!
Weitere von mir geführte Interviews findest du hier
6 Comments
echt jetzt Laymon? der ist zum gähnen langweilig ;o))
Kommt auf das Buch an. Er hat sehr langweilige, leider, aber auch extrem geile! Lies mal „Nacht“ oder „Das Spiel“ von ihm 😉
Liebe Grüße
das Spiel war mein erstes von ihm und das fand ich richtig gut
das Haus war das Buch wegen dem ich alle Laymons aus meinem SuB verschenkt habe.
Woah, nicht jedes Buch von Laymon fand ich gut, aber sein durchgeknallter Stil hat mich echt beeinflusst. Seine Beast House Trilogy, Island. Endless Night, One rainy night, Savage und so weiter. Aber gut, das ist Geschmackssache 😉
Ich hab noch so viele von ihm auf dem SuB, aber die schlechten haben ihn mir auch irgendwie madig gemacht. Vielleicht sollte ich mal wieder ?
Das hab ich noch gar nicht gelesen. Er ist wirklich sehr durchwachsen.