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Rezension: Beale Street Blues von James Baldwin

Posted: 09/09/2018

Selten, aber doch ab und an habe ich Lust, etwas jenseits des Mainstreams zu lesen. Als ich den Klappentext zu Beale Street Blues von James Baldwin las, wusste ich, dass dieses so ein Buch sein würde. Etwas … anderes. Etwas, womit nicht jeder etwas anfangen kann. Und auch ich wusste nicht, ob es was für mich sein würde. Aber ich beschloss, mich darauf einzulassen. Ob sich das Risiko gelohnt hat? Lest selbst …

Inhalt:

Tish ist 19 Jahre alt und schwanger. Der Vater ihres Kindes, Fonny, selbst erst 22, sitzt im Gefängnis. Unschuldig. Einfach, weil er schwarz ist und sich mit einem weißen Polizisten angelegt hat, der ihm nun ein Verbrechen in die Schuhe geschoben hat. Eine Tat, die zwei junge Liebende trennt, eine Familie zerstört, die andere nahe an die Grenze des Machbaren schubst. Doch dabei offenbart sich nur, wie gefangen alle in ihrem eigenen Leben sind. Und dass es daraus kein Entkommen gibt …

Cover von Beale Street Blues von James Baldwin aus dem dtv Verlag
Cover: dtv

Autoren: James Baldwin
Verlag: dtv
Seitenanzahl: 224
Erscheinungsjahr: 2018
Preis: eBook 17,99 € | Hardcover 20,00 €
Genre: Drama, Liebe, Sozialstudie

Vielen lieben Dank an den dtv Verlag für das kosten- und bedingungslose Bereitstellen dieses Rezensionsexemplares!

 

 

Meine Meinung:

James Baldwin hat If Beale Street Could Talk, so der Originaltitel, 1973 in Südfrankreich geschrieben, nachdem er miterlebt hat, wie einer seiner Freunde unschuldig eines Mordes verdächtigt wurde und sechs Jahre im Gefängnis saß, bis die Anklage fallen gelassen wurde. Etwas, das zu der damaligen Zeit nicht selten war, wenn man die „falsche“ Hautfarbe hatte. So grausam das war, muss man sich gleichzeitig fragen: passt das nicht auch in die heutige Zeit? Vorschnell gefällte Urteile, Rasismus, Diskriminierung von Frauen, Gewalt gegen Frauen.

All das ist Teil von Beale Street Blues. Eine Sozialstudie der damaligen Zeit, die unangenehm an die heutige erinnert. Rassismus an jeder Ecke, sogar innerhalb der eigenen Familie. Hellhäutigere Schwestern, die ihren Bruder verachten, weil er dunkler als sie ist. Männer, die ihre Frauen züchtigen, wenn ihnen etwas nicht passt, sogar vor den Nachbarn, die das achselzuckend hinnehmen. Der Hass einer Mutter auf ihr ungeborenes Enkelkind, weil dessen Mutter nicht die richtige Wahl für den Sohn ist. Der geschmähte Polizist, der vor aller Augen blamiert wird und deshalb auf Rache sinnt.

Ein schwieriger Roman

Beale Street Blues von James Baldwin ist kein einfacher Roman. Er wird nicht geradlinig erzählt, er bricht Erzählstrukturen, hat durchaus langatmige Stellen und an und für sich erzählt er gar wenig. Ein Spannungsbogen ist so gut wie nicht vorhanden, denn dieser Roman will nicht unterhalten – er will etwas zeigen. Die Welt einer Gruppe von Menschen, die von anderen als weniger wichtig eingestuft wurden. Menschen, die um ihre Position im Leben kämpfen und dies auch innerhalb ihrer Gruppe. Menschen, für die Familie und Freunde alles sind. Menschen, die sich in ihrer Zugehörigkeit teilweise eingesperrt fühlen.

Beale Street Blues von James Baldwin

James Baldwin hat ein fast poetisches Werk geliefert, in einfacher Sprache gehalten, aber fast zu ruhig, um ein wirklicher Weckruf zu sein. Es ist ein Buch, das an manchen Stellen wehtut, während es einen an anderen fast kalt lässt, weil die Verbindung zu den Charakteren nicht tief genug ist. Es hätte eine durchaus einschlagendere Wirkung haben können als nur ein ruhig erzählte, traurige Lovestory. Und dennoch ist dieses Buch so aktuell, dass es einfach nur erschreckend ist – und das 45 Jahre, nachdem es geschrieben wurde.

Fazit:

Poetische Lovestory über den noch immer aktuellen Rassismus

Alle meine Rezensionen findest du hier

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