Heute am 15. August sollte eigentlich Gelebte Zeit von Bettina Belitz erscheinen. Der Termin wurde erfreulicherweise vorgezogen, weil alles schneller ging, dafür erfahrt ihr heute, wie mir mein erstes Buch von der Autorin gefallen hat. Lasst euch gewarnt sein: es fällt mir sehr schwer, dieses Buch in Worte zu fassen.
Inhalt:
Elijah ist verwundert, als ihn sein Bruder Levy darum bittet, Kontakt zu der rebellischen Katinka Aslan aufzunehmen. Er wüsste nicht, was die beiden verbinden sollte, doch als er Katinka gegenüber steht, wird auch er von ihr in den Bann gezogen. Sein oberflächliches Leben ändert sich schlagartig, als er merkt, dass Katinka verzweifelt ist und Hilfe braucht. Gemeinsam mit seiner Familie setzt er alle Hebel in Bewegung, um sie zu retten. Doch der Preis dafür ist hoch, denn dafür muss er seine Gefühle ihr gegenüber unterdrücken …
Autor: Bettina Belitz
Indie
Seitenanzahl: 430
Erscheinungsjahr: 2019
Preis: eBook 9,99 € | Taschenbuch 17,99 €
Genre: Drama, Coming of Age
Danke an Bettina Belitz für das kosten- und bedingungslose Bereitstellen des Rezensionsexemplar!
Meine Meinung:
Den Inhalt gebührend zusammenzufassen, fiel mir sehr schwer, denn Gelebte Zeit von Bettina Belitz ist ein sehr komplexer Roman und lässt sich nicht einfach auf einen Strang herunterreduzieren.
Ebenso wie mit der Inhaltszusammenfassung tat ich mir mit dem Einstieg in die Geschichte nicht leicht. Die Charaktere fühlen sich stark zueinander hingezogen, ohne dass ich dies als Leser nachvollziehen konnte. Es ist einfach so. Solche Gegebenheiten mag ich an und für sich nicht, denn ich möchte die Menschen verstehen. Dennoch konnte ich die Finger nicht vom Buch lassen, die Atmosphäre und die für mich noch ungreifbar wirkenden Charaktere zogen mich in ihren Bann.
Ein junger Mann erzählt Katinkas Geschichte
Die Geschichte erleben wir aus Elijahs sicht, was für mich eine wirkliche Überraschung war, denn ich habe nicht damit gerechnet, dass die Autorin einen männlichen Charakter erzählen lässt. Da bin ich prinzipiell erstmal skeptisch, denn nicht viele Autorinnen beherrschen es, Männer richtig zu Wort kommen zu lassen. Es erwies sich jedoch als die beste Entscheidung, denn dadurch gewinnt Gelebte Zeit die richtige Tiefe, da Elijah durch seinen Stand innerhalb der Familie viele Seiten mitbekommt. Manches Mal war er mir zu weich, wo ich mir nicht sicher war, ob dieses Verhalten wirklich realitätsnah war, aber sonst hat die Autorin den Ton genau richtig getroffen – und alle störenden Töne hat Bettina Belitz so virtuos gespielt, dass sie sich im Nachhinein betrachtet als richtig für das Gesamtwerk erwiesen.
Auch Katinka und Levy handeln immer mal unberechenbar, ziehen sich zurück, verhalten sich unpassend – und doch genau richtig. Die einzigen Konstanten in diesem Roman sind Levys und Elijahs Eltern. Das Zusammenspiel aller Beteiligten faszinierte mich, denn letztendlich geht es nur um das Kleeblatt Elijah, Levy und Katinka, desöfteren reduziert auf das Paar Elijah und Katinka. Alle anderen sind in dem Spiel der drei nur wichtige oder unwichtige Randfiguren.
Gelebte Zeit von Bettina Belitz behandelt viele Themen
Und genau dieser Punkt hat mich manchmal gestört. Wichtige Figuren werden zu Randfiguren degradiert, obwohl sie der Auslöser von allem waren. Das Hauptthema im ersten Drittel des Buchs ist Katinkas Rettung bzw. ihre Probleme, die im nachfolgenden zwar weiterhin die Hauptrolle spielen, der Auslöser des Ganzen wird aber beinahe nicht mehr erwähnt, obwohl er immer noch drohend über allem hängen sollte. Da wurde dem wichtigen Hauptthema etwas die Tiefe genommen, da sich die Autorin dann auf andere Themen stürzte. So wird auch Levy manchmal degradiert und scheint erst dann wieder wichtig zu werden, wenn er für die Story gebraucht wird. Und das fühlte sich für mich als Leserin oft falsch an. Dazu sei gesagt, dass sie Geschichte über vier Jahre spielt. Viel Zeit in der die Autorin viele Themen unterbringt, Zeit, in der die Charaktere erwachsen werden und reifer.
„Gelebte Zeit ist eine emotionale Wuchtbrumme!“ (Zitat der Autorin)
Gelebte Zeit von Bettina Belitz will viel – und kann auch viel! Man kann sich dem Sog der Geschichte nicht entziehen. Die Atmosphäre ist dunkel und hell, traurig und leicht, abgehoben und doch realitätsnah. In diesem Roman wird soviel vermischt, dass man es nie auf ein Kapitel reduzieren kann. Man muss immer das gesamte Werk sehen. Plötzlich machen Sachen Sinn, die vorher keinen ergaben. Wurde es mir manchmal zu strange, gleicht die Autorin das an anderer Stelle wieder aus. Gelebte Zeit ist in der Balance und einfach etwas Besonderes unter den heutigen Büchern.
Bettina Belitz zeichnet in ihrem Roman wunderschöne Bilder, die in einem nachhallen, die einen träumen lassen. Und am Ende bleiben sie als Erinnerung, genau wie bei Elijah, Katinka und Levy. Denn das Ende ist einfach … perfekt.
Fazit:
Intensive und vielschichtige Geschichte über Gewalt
Alle meine Rezensionen findest du hier
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