Filmkritik zu Old in orangenem Filmrolle

Filmkritik: Old

Posted: 11/15/2023

Old – ein Film von einem M. Night Shyamalan, der durchaus polarisiert, mal gute und mal weniger gute Arbeit abliefert. Bei seinem neuestem Werk kann ich mich nicht entscheiden, wo ich es einordnen soll. ch weiß nicht, ob ich das Warum gut in Worte fassen kann, aber ich werde es probieren, denn der Film hat mich auf gewisse Weise sehr fasziniert.

Inhalt:

Guy und Prisca Cappa wollen mit ihren Kindern Maddox und Trent einen letzten Familienurlaub vor ihrer Trennung verbringen. Im Hotel wird ihnen vom Hotelmanager ein Strand als Geheimtipp empfohlen. Nur von Felsen und Wasser umgeben entpuppt sich der Tipp als Paradies. Gemeinsam mit einer weiteren Familie genießen sie das Idyll – bis ihre Kinder plötzlich um mehrere Jahre altern. Und nicht nur ihre Kinder, auch die Erwachsenen altern in rasantem Tempo. Welches Phänomen ist dafür verantwortlich? Und wie können sie dem entkommen?

Cover zu Old von M. Night Shyamalan
Cover: Universal Pictures

Originaltitel: Old
Studio: Universal Pictures
Produktionsland: USA
Erscheinungsjahr: 2021
Länge: 109 Minuten
FSK: 16
Regie: M. Night Shyamalan
Darsteller: Gael García Bernal, Rufus Sewell, Vicky Krieps, Abbey Lee, …
Genre: Drama, Thriller, Mystery

 

 

Meine Meinung:

M. Night Shyamalan kann Psycho und er kann hervorragende Bilder mal: Der Traumstrand als Ort der Hölle, musikalisch untermalt mit sanften Tönen, die ins dunkle, psychotische abgleiten … Und bald gefangen in einem Albtraum.

Schon die Vorstellung, alleine an einem Traumstrand zu sein und dort festzusitzen, obwohl der Ausgang so nah ist. Das Verstörende, das eigene Kind, das einem gerade die zarten Arme um den Hals geschlungen hat, nun als Teenager vor sich zu sehen. Was geht vor? Was würde man selbst tun?

Und in diesem wichtigen Teil, der Charakterentwicklung, holperte Old für mich, denn es wurde alles von den Charakteren viel zu schnell als gegeben angenommen. Statt Lösungen und rationale Ereignisse zu ergründen, gab es wenige Zweifel, fast sofortige Überzeugung und Annahme des Schicksals.

Das kam mir so überstürzt vor. Und aufgrund ihrer doch recht kruden Handlungsweisen gelang es mir nicht, eine Bindung zu den Menschen aufzubauen. Ihr Schicksal ließ mich relativ kalt, ich beobachtete das ganze eher kalt und interessiert, als mitgenommen und mitfiebernd.

Der Cast von Old vor einer verwesten Leiche
Szenenbild: Universal Pictures

Realität oder Wahnsinn?

Manch einer der Charaktere ging mir sogar ziemlich auf die Nerven wie zum Beispiel die doch recht kühle Prisca, die überdrehte Crystal oder der weinerliche Jugendliche Trent – wobei letzteres natürlich gut zur Rolle gepasst hat. Innerhalb weniger Stunden vom 6jährigen zum Teenager. Und dieses Grauen habe ich fast allen der Hauptprotagonisten zu wenig abgenommen. Da passten die Nebenrollen von Jarin und Patricia viel mehr; ihr Spiel hat mich wesentlich mehr überzeugt. Und der gute Rufus Sewell hatte auch schon deutlich bessere Rollen.

Die Idee gibt so viel her, dass ich nicht verstehe, wie wenig Raum den Charakteren eingeräumt wurde. Kaum Platz zur Entfaltung, keine Entwicklung, jeder bleibt der ihm zu Beginn zugewiesenen Rolle treu. Es gibt keine Überraschungen. Und das bei einem solchem Thema …

Warum bin ich dann zwiegespalten?

Familie Cappa in verzweifelter Umarmung im Film Old
Szenenbild: Universal Pictures

Ein audiovisuelles Meisterstück

Weil M. Night Shyamalan es schafft, das Grauen auf visuelle Weise darzustellen. Wo das Charakterspiel fehlt, setzt die Bildkunst ein. War ich im ersten Moment enttäuscht von diesem „einfachen Paradies“ (es haut einen nicht im ersten Moment so um wie beispielsweise der Strand in The Beach) fühlte ich mich mit jeder Minute mehr dort. Dazu die unglaublich atmosphärische Filmmusik von Trevor Gureckis, die einen genau da packt, wo man als Zuschauer gepackt werden will. Ich spürte das Grauen, die Verzweiflung, die Hilflosigkeit – allein durch die Bilder und die Musik.

Sanfte Töne steigern sich zu einem Feuerwerk des Grauens unter strahlendstem Sonnenschein. Weißer Sand, strahlend blauer Himmel, das Spiel der Wellen. Die Komponenten Bild und Musik wurden hier untrennbar zu etwas Faszinierendem verwoben, von dem man den Blick nicht abwenden kann; egal, wie nervig die Charaktere auch sein mögen.

Nolan River mit kaputter Sonnenbrille in der Hand in Old
Szenenbild: Universal Pictures

Das kontroverse Ende von Old

Was mich jedoch richtig gekriegt hat, war das Ende. Letztendlich fast etwas zu banal (und auch viel zu einfach wieder gelöst – jeder glaubt gleich alles!), regt es jedoch zum Nachdenken an. Welche Grenzen darf man überschreiten, welche sind tabu?

Ich verstehe durchaus, dass manche diese Auflösung schwach fanden, jedoch ist es in meinen Augen ein Anreiz zum Diskutieren und Nachdenken.

Old wartet mit einer großartigen Idee auf, die jedoch durch die eher flache Charakterentwicklung torpediert wird. Die eigentliche Faszination verursachen die fantastischen Bilder, untermalt von der dichten Musikkunst Gureckis.

Das Drehbuch ist eine Enttäuschung, ebenso das Spiel der Schauspieler, aber dennoch lässt einen dieser Film nicht kalt. Und das ist etwas, das man auch erstmal schaffen muss.

Fazit:

Dieser Film besticht durch seine Bilder und Musik

Alle meine Filmkritiken findest du hier

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