Interview mit dem Festa Verlag

Interview mit dem Festa Verlag

Posted: 05/27/2018

Wer den Blog hier kennt oder meine Facebookseite aufmerksam verfolgt, dem wird nicht entgangen sein, dass ich ein großer Fan des Festa-Verlags bin. Sie stehen für etwas härterer Literatur, bieten dem Leser aber auch viele Krimis und Thriller sowie Werke von H.P. Lovecraft – und kaum ein Verlag ist seinen Fans so nahe wie dieser hier. Daher ist es für mich eine besondere Ehre, euch heute ein Interview mit dem Festa Verlag, vertreten durch die tolle Chefin Inge, präsentieren zu dürfen!

Inge und Frank Festa vom Festa Verlag vor Bücherregal mit Buch mit dem Festa Logo in der Hand - Interview mit dem Festa Verlag
Inge und Frank Festa

Liebe Inge, ich danke dir von Herzen, dass du dir die Zeit für mich und meien Fragen genommen hast. Da es sicherlich so ist, dass nicht jeder euren Verlag kennt, stelle euch doch bitte kurz vor.

Liebe Phoebe, erst mal möchte ich mich für die Möglichkeit bedanken, uns und unseren Verlag hier vorzustellen. Den Festa Verlag gibt es seit 2001. Erst veröffentlichten wir Klassiker des Horrors a la Lovecraft und auch viele Bücher mit Vampir-Thematik (z. B. Necroscope). Im Jahr 2009 war die Geschichte des Festa Verlages fast beendet, aber wir nahmen allen Mut zusammen und starteten einfach noch mal. Eigentlich gegen alle Vernunft … Aber wir wurden für den Mut belohnt, und unser Programm, was sich nun auf härtete Thriller und Horror konzentriert, kommt gut an. Inzwischen haben wir mehrere Standbeine. Immer noch den klassischen Horror, aber auch Extreme Horror, Sammlerausgaben, Actionthriller, Dark Romance …

Wie genau kam es dazu, dass ihr den Verlag gegründet habt?

Es fing als Fan an: Frank gründete im Jahr 1995 den Verlag Edition Metzengerstein, benannt nach einer Kurzgeschichte von Edgar Allan Poe. Wir druckten Bücher, verschickten ein paar, warteten darauf, dass welche bezahlen, um dann Porto für die nächsten Bücher zu haben … Als Frank mit der Idee dieses Fanverlages ankam, sagte ich zu ihm: „Das ist die beste Idee deines Lebens.“ Keine Ahnung, warum ich das sagte. Da war wohl eher der Bauch und nicht der Kopf, der losredete. Immerhin hatten wir 2 kleine Kinder und ich war im Erziehungsurlaub. Frank arbeitete in Schichtarbeit in einer Fabrik und war damit sehr unglücklich. Und es war klar, dass dieser Verlag nur ein Hobby sein konnte, was aber zusätzlich viel Geld und Zeit schlucken wird.

Im Jahr 2000 bekam Frank die Chance, als Verlagsleiter im Westerwald zu arbeiten. Das bedeutete für mich, meinen sicheren Job bei einer Stadtverwaltung zu kündigen. Aber wir haben es gemacht. Leider war die Hoffnung, dort glücklich zu werden, nach einem Jahr schon vorbei. Was sollten wir jetzt tun? Wir taten das, was wir konnten und 2001 gründeten wir den Festa Verlag, ohne eine Geldreserve oder Sicherheit.

Das ist unglaublich mutig. Habt ihr, ganz frech gefragt, auch Existenzängste gehabt? Immerhin hattet ihr 2 Kinder, die auf euch angewiesen waren. Oder habt ihr euch anderweitig abgesichert?

Wir hatten keinerlei Absicherung und nichts Erspartes. Aber einen Schritt zurück wollten wir nicht gehen. Frank litt jahrelang unter den gesundheitlichen Folgen der Schichtarbeit in einer Kunststofffabrik. Das war einfach keine Option. Es konnte alles nur besser werden. Wir haben alles, was wir nicht brauchten, auf Ebay verkauft. Sparsam gelebt und hart gearbeitet. Vielleicht waren wir auch einfach nur verrückt genug 🙂

Ich persönliche freue mich, dass ihr so verrückt wart und bewundere wirklich euren Mut! Umso mehr freut es mich, dass er belohnt wird, denn mittlerweile habt ihr euch einen richtigen Namen unter den deutschen Verlagen gemacht. Aber warum findet man keine deutsche Literatur bei euch? Können die deutschen Autoren Horror nicht?

Es ist ja nicht so, dass wir nie deutsche Autoren verlegt haben, waren aber oft nicht wirklich zufrieden. Inzwischen haben wir uns auf übersetzte Werke spezialisiert. Wir sind deswegen schon oft angefeindet und beschimpft worden. Wir veröffentlichen jetzt einfach Werke, die wir selbst am liebsten lesen … und das ist Literatur englischsprachiger Autoren. Dort können wir die besten Werke aussuchen und übersetzen lassen. Das ist auf den deutschen Markt so ja gar nicht möglich.

Dass ihr eure Bücher selbst liebt, merkt man auch. Herzblut ist nicht selten in der Branche, trotzdem liefert nicht jeder Verlag so gute Arbeiten ab wie ihr, besonders in Sachen Aufmachung und Lektorat fällt mir das oft ins Auge.

Bei euch findet man große Namen des Horrors. Da frage ich mich sicher nicht als einzige: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Autoren wie Wrath James White und Edward Lee?

Es gibt natürlich Autoren, mit denen man überhaupt keinen persönlichen Kontakt hat, sondern nur mit deren Agenturen.

Aber gerade mit denen, die wir gefördert und in Deutschland bekannt gemacht haben, ist man in persönlichem Kontakt. Hier natürlich auch Edward Lee und Wrath James White. Bei Lee ist die Zusammenarbeit sehr einfach, weil er uns einen Generalvertrag gegeben hat, sodass wir einfach alles, wann immer wir wollen veröffentlichen dürfen. Das entspringt natürlich einer Freundschaft, die auf Vertrauen basiert. Einige Autoren lernten wir inzwischen persönlich kennen und das ist natürlich eine tolle Grundlage für weitere Zusammenarbeiten.

Hervorheben möchte ich Graham Masterton. Frank liebte seine Geschichten schon in der Jugend und mein erster Horrorfilm war „Der Manitou“. Und dann hat man ihn bei einem Meet & Greet in seinem Wohnzimmer sitzen. So ein netter, sympathischer und lustiger Mann. Da sind Frank und ich auch einfach nur noch Fans, denen das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht verschwindet 😉

Wow, das nenn ich Vertrauen von Lee. Fühlt ihr in dieser Hinsicht dann auch einen gewissen Druck auf euch lasten?

Wenn Druck, dann nur im positiven Sinne. Durch seinen Besuch zur Leipziger Buchmesse hat sich unsere Freundschaft nur noch verstärkt. Er hat gesehen, wie viele Leser zu seinen Signierstunden kamen und konnte es nicht fassen. Er hat uns sehr für unsere Arbeit gedankt und wir ihm. Was wäre ein Verlag ohne Autoren, die bei den Lesern gut ankommen?

Da ist was Wahres dran, aber auch um euch hat sich eine kleine Fanbase gebildet.

So, nachdem ich den Schleim aufgewischt habe, interessiert mich dennoch eines: Ist auch schon mal etwas richtig in die Hose gegangen?

Na, aber klar doch. Als Beispiel hier unser Versuch, eine Science-Fiction-Reihe zu starten. Diese Bücher wollte kaum jemand haben. Warum? Wir wissen es nicht wirklich, denn es waren wirklich gute Titel dabei. Vielleicht lag es einfach daran, dass Festa nicht für Sci-Fi steht.

Ich glaube, Sci-Fi ist wirklich sehr speziell. Aber ihr habt es gewagt, aber dann auch gesehen, dass es nicht funktioniert – das muss man auch erstmal können.

Habt ihr denn weitere spezielle Ziele, die ihr mit dem Verlag in Zukunft erreichen wollt?  

Wenn du mal am Boden warst, hast du immer Angst, dass es wieder schlechter laufen könnte. Und dann gehst du in dich und denkst: „Es ist alles okay. Es läuft gut.“ Aber da sitzt dieser Teufel auf deiner Schulter und redet auf dich ein …

Ich glaube, mir und auch Frank ist es wichtig, dass der Verlag stabil ist, dass wir die Leser nicht enttäuschen.

Und da haust du wieder so etwas raus, woran man merkt, dass ihr auch eure Leser im Sinn habt, nicht nur das schnelle Geld. Apropos Geld: Eure Sammlerausgaben sind der Hit schlechthin, heiß begehrt und daher schnell ausverkauft – aber vieles landet dann doch zu utopischen Preisen im Netz, ungelesen und ungeöffnet. Wie fühlt ihr euch, wenn ihr seht, dass viele sich an eurer Arbeit einfach nur bereichern wollen?

Da sind wir zwiegespalten. Zum einen ist das natürlich auch ein Schulterklopfen, dass man einiges richtig gemacht hat, wenn viele Leser unsere Bücher besitzen wollen. Andererseits ist man ja selber Leser und wir versuchen, den Spekulationskäufen entgegenzusteuern. Aber damit ist auch nicht jeder einverstanden, weil die Sammlerausgaben jetzt etwas teurer sind oder die Auflage etwas erhöht wurde. Und wir haben die Abgabesumme an die einzelnen Käufer reduziert.

Ich als Leser bin genauso zwiegespalten. Einerseits gönne ich euch jeden Cent und verstehe die Entscheidung, andererseits ist es natürlich auch eine persönliche Sache, wenn Bücher viel Geld kosten. Lesen ist kein günstiges Hobby …

Buchmessen auch nicht. Dennoch habt ihr euch 2017 entschlossen, nach jahrelanger Abstinenz wieder an der Buchmesse Leipzig teilzunehmen – was hat euch dazu gebracht? Wie habt ihr es empfunden?

Als wir vor Jahren auf der Buchmesse waren, wurden wir sehr geringschätzig behandelt. Buchhändler rümpften die Nase. Auch das Publikum beachtete uns kaum. Zudem durfte man damals ja auch nichts verkaufen am Stand. Es war ein riesiges Minusgeschäft für uns.

Inzwischen ist Horror & Thriller salonfähig. Es hat sich viel getan. Dan Brown, aber auch z. B. Fitzek haben da Türen aufgestoßen. Man sieht das besonders an Stephen King, der inzwischen ja als Autor ernst genommen wird und früher nur als „der Horrorschreiberling“ galt.

Es war meine Idee, dem Ganzen noch mal eine Chance zu geben. Ich fand, die Zeit war reif. Wir waren wirklich sehr nervös, aber als dann die Leute begeistert unseren Stand regelrecht stürmten, was das vergessen und wir erlebten vier Tage, die wir nie vergessen werden. Wir trafen viele Leute, die wir schon kannten, und lernten sehr viele neue Leser kennen, die wir bisher nur von Facebook, Twitter, Instagram oder unserem Forum kannten. Und noch heute bekomme ich Rückmeldung von Lesern, die erst durch die Buchmesse auf uns aufmerksam wurden.

Dieses Jahr freuten wir uns sehr, dass wir Edward Lee als Gast hatten. Und er war – entgegen dem, wie es große Verlage handhaben – jeden Tag da für Signierstunden, damit wirklich jeder Festa-Leser, egal an welchem Tag er auf der Buchmesse war, die Chance hatte, Lee kennenzulernen, sich Bücher signieren zu lassen, Fotos zu machen usw. Das waren sehr aufregende vier Tage.

Das glaube ich euch und mein Herz hat trotz der Freude für die anderen bei jedem Bild ein bisschen geblutet. Ich hätte ihn gerne kennengelernt und euch wiedergesehen. Aber ihr habt auch den Daheimgebliebenen die Chance für Andenken gegeben und oft gibt es kleine oder auch größere Aufmerksamkeiten (wie das tolle Gratis-Buch!) für eure Leser. Gibt es etwas, das ihr ihnen sagen möchtet?

Wir sagen DANKE. Wir sind wirklich so unendlich dankbar, dass ihr uns unterstützt und unsere Bücher lest. Es ist ja einfach so: Durch euch können wir unseren Traum vom Verlag leben. Es ist eine Symbiose, die einfach Spaß macht und für beide Seiten was Positives hat. Und keiner soll Facebook & Co. verteufeln. Durch diese Plattformen haben wir viele Leser und Blogger kennengelernt, und einige davon sind inzwischen so viel mehr als das 😉

Das ist eigentlich das perfekte Schlusswort, denn ohne das würde ich euch nicht kennen – und das kann ich mir gar nicht mehr vorstellen. Da bleibt mir nur noch eins zu sagen: Vielen lieben Dank für dieses tolle Interview und bleibt so wie ihr seid!

Hier findet ihr die offiziellie Seite des Festa-Verlags, ich empfehle euch auch, die Facebook-Seite zu liken, wo es immer die neuesten News gibt. Und auch auf Instagram treiben die Festas ihr Unwesen – ihr habt also viele Möglichkeiten, diesem Verlag zu folgen 🙂

Weitere von mir geführte Interviews findest du hier

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