Interview mit Carmen Weinand

Posted: 12/20/2013

Heute hab ich die Ehre, euch eine sehr geschätzte Bloggerkollegin und nun auch Autorin vorstellen zu dürfen: Carmen Weinand von Horror and More.

Carmen, ich freue mich sehr, dich hier auf meinem Blog begrüßen zu dürfen!
Möchtest du dich vielleicht kurz vorstellen?

Ja, hallo erstmal (hahaha!)
Nein, ich bin jetzt ganz ernst. Wirklich!
Ich heiße Carmen Weinand und ja, das ist mein richtiger Name, obwohl ich eigentlich eine geborene Lo Zito bin. Das ist mein Spaghetti-Name, denn mein Papa ist Sizilianer. Also immer schön aufpassen, sonst hole ich den Geigenkasten raus!
Ich bin Jahrgang 1969 und gehöre zu den sensiblen Fischen ohne Selbstbewusstsein. Ja, ich weiß, das ist wirklich traurig, aber ich strample schon mein ganzes Leben lang dagegen an. Deswegen wurde ich auch nicht Friseurin, wie mein Papa (nur in weiblich), sondern Energieelektronikerin. Klingt hochtrabend, bedeutet aber nichts weiter als Elektrikerin, Fachrichtung Betriebstechnik. Inzwischen bin ich auch verheiratet und Mutter eines Sohnes, Jahrgang 1999.

Ernstsein ist langweilig. Dass du eine halbe Italienerin bist, ist mir neu – ich werde mit meinen Fragen aufpassen, dass ich mir nicht deinen Zorn zuziehe 😉
Also, ganz harmlos: wie kam es denn zu „Horror and More“?

Die Idee, einen Horrorblog zu eröffnen, kam mir, als ich im Netz nach Gleichgesinnten suchte, mit denen ich mich ein wenig austauschen kann, von denen ich evtl. gute Lesetipps, Empfehlungen oder auch Warnungen erhalten kann. Ich fand irre viele Kosmetikblogs, Fantasy-Blümchen-Blogger und diverse Foren zum Thema Horror, in denen ich mich aber bis heute einfach nicht wohlfühlen kann. Leider fand ich (fast) keine Horrorblogs, die sich ausschließlich mit meiner Lieblingslektüre beschäftigen. Daran wollte ich etwas ändern. Vielleicht war ich nicht DIE erste Horrorbloggerin, aber mit ziemlich großer Sicherheit eine der ersten mit diesem Genre als Hauptthema. Das bezieht sich jetzt aber nur auf Bücher. Was Filme und andere Interessengebiete angeht, gab es schon viele viele viele Seiten vor Horror and more. Mit dem Bloggen kam Facebook und mit Facebook kam der lang ersehnte Austausch.

Der bis heute andauert, wie ich mitreden kann 😉 Ja, Facebook hat schon so seine Vorteile. 
Nun hast du vor kurzem deine erste eigene Kurzgeschichten-Sammlung „In dir“ bei Amrûn veröffentlicht, nachdem du dein Debüt in den Horror-Legionen brachtest. Wie bist du denn zur Autorin geworden?

Das kam eigentlich nicht von ungefähr. Ich schreibe schon etwas länger an einer humorigen Erfahrungskiste, hatte das dann aber zunächst auf Eis gelegt, weil ich zu viele andere Dinge gleichzeitig in der Pipeline hatte.
Dann ergab sich in einer Facebookgruppe die Idee, das Projekt „Horror-Legionen“ zu starten. Weil ich die üblicherweise verwendeten Autorenbiografien in solchen Anthologien sterbenslangweilig finde und grundsätzlich überlese, beschloss ich, mich mit fantastisch angehauchten Kurzbiografien zu beteiligen. Ich lieferte eine Beispiel-Biografie ab und wurde sozusagen „gebucht“. Wenig später kam dann auch die Frage auf, warum ich nicht einfach mal eine Geschichte beisteuere. Also schrieb ich eben eine Geschichte. Da diese anscheinend gut ankam (ich persönlich finde diese Geschichte heute richtig mies), folgte schnell die nächste Anthologie. Und dann fragte mich Jürgen Eglseer von Amrûn, ob ich mir eine eigene kleine Sammlung vorstellen könnte. Nun ja, ich konnte 🙂 So kam es dann zu „“In Dir““.

Hättest du denn auch als Indie veröffentlicht?

Das kann ich nicht einmal beantworten, weil ich es nicht weiß.

„In Dir“ wurde (zurecht) erfolgreich, aktuell 10 x 5 Sterne bei Amazon, von 14 Rezensionen. Wie fühlt sich das an?

Erfolgreich? Ich weiß nicht, ob es das ist, wenn ich ehrlich sein soll. Ich habe keinerlei Einblick in die Verkaufszahlen und weiß erst mehr, wenn ich meine erste Abrechnung sehe. 😉 Aber die guten Bewertungen und der Zuspruch von Freunden und Bekannten: DAS fühlt sich wirklich gut an.

Also ich kenne Leute, die das erfolgreich nennen würden 😉
Was darf man von dir als Autorin noch erwarten?

Von mir als Autorin wird es eines ganz sicher niemals geben: Anspruch.

Ich schreibe so, wie ich selber auch lese: unterhaltungsorientiert. Ich mag Trash und Popcorn, Action, Klischees, Blut, Grauen und jede Menge Fäkalsprache. Meine Geschichten werden immer das enthalten, was ich selber gerne lesen würde. Seit Jahren bettele ich bei den Autoren in meinem Bekanntenkreis um eine deftige Geschichte über dämonische Besessenheit. „Der Exorzist“ ist mein allerschlimmster Albtraum und deswegen eine meiner Lieblingsgeschichten. Leider kommen die Kollegen (bis auf einen) nicht so wirklich in die Hufe, also musste ich eben selber ran 😉 Das ist es, was man von mir als Autorin zu erwarten hat.

Klingt vielversprechend und ist genau das, was ich von dir erwartet habe. Man darf also gespannt sein. 🙂
Ist denn schon was geplant? Roman, Kurzgeschichten, irgendwas, auf das sich deine Fans freuen können?

Ja natürlich 🙂 Demnächst erscheint ja eine weitere Anthologie bei Amrûn, die sich mit dem Thema „Bösartiges Frühstück“ befasst. Dort erscheint dann meine Geschichte „Der erste Kaffee“. Weiterhin wurde ich auch zu Horror-Legionen II wieder eingeladen, so dass ich mir dafür noch ein mieses, fieses Stück Schreibgut aus den Fingern saugen werde. Dann schreibe ich gerade am oben bereits erwähnten Projekt weiter. Das wird dann schon eher Buchlänge haben und es ist KEIN Horror. Na ja, vieleicht in gewissem Sinne schon. Lasst euch überraschen! Und wenn ich das fertig habe, DANN … ja dann … werde ich richtig böse. 

Du verstehst es, die Leute neugierig zu machen. Kein Horror, doch Horror – hau in die Tasten! 
Nun ist Horror ja doch immer noch eher ein Nischengenre. Was sagt denn dein Familien- und Bekanntenkreis dazu, dass du horrormäßig gut schreibst?

Der Apfel fällt ja bekanntlich nicht weit vom Stamm. Deswegen bin ich wirklich froh, dass mein Sohn Dennis auf das steht, was seine Mama macht. Tatsächlich ist es sogar etwas, das er auch in der Schule erzählt. Darauf kann ich mir wahrscheinlich was einbilden. Aber mit Küsschen verabschieden ist auch weiterhin bei Todestrafe verboten. Ansonsten habe ich noch einen begeisterten Bruder, der mir ab und zu auch die eine oder andere Anregung liefert. Mein Mann kann mit diesem Genre leider rein gar nichts anfangen. Deswegen bin ich hier auch diejenige, die nachts nachsehen muss, wenn es ein komisches Geräusch gibt.
Meine Eltern finden zwar gut, dass ich schreibe, aber nicht WAS ich schreibe. Dem Rest der Familie ist es höchstwahrscheinlich völlig egal. Ich denke, die wenigesten von ihnen lesen überhaupt. 

Naja, für die ältere Generation ist Horror wahrscheinlich wirklich gewöhnungsbedürftig. Dafür prahlt dein Sohn mit dir 😉
Wie beziehst du denn Schreiben und Bloggen überhaupt in deinen Tagesablauf mit ein? 

Das ist schwierig, weil ich mich derzeit in der Situation befinde, meine Schwiegereltern pflegen zu müssen. Manchmal habe ich jede Menge Zeit und oft aber auch nicht. Grundsätzlich versuche ich gerade, die Rezensionstätigkeit etwas einzuschränken, weil dieses Ding astronomische Ausmaße angenommen hat. Wenn ich den verbliebenen Rezi-Berg „abgearbeitet“ habe, werde ich mir feste Schreib-Zeiten einrichten. An jedem Tag eine Seite sollte wohl zu schaffen sein.

Ansonsten habe ich keine festen Regeln. Kommt Zeit, kommt Text. Allerdings hatte ich auch schon massig Zeit und null Kreativschub. Shit happens, oder?

Erstmal: Respekt, dass du dich um deine Schwiegereltern kümmerst! Das ist sicher nicht immer leicht. Und dann noch Bloggen UND Schreiben: Hut ab!
Was mich als kleine Schreibmaus und Bloggerin natürlich brennend interessiert:
Siehst du einen Konflikt darin, dass du Autorin UND Bloggerin bist?

Jein.
Schreibende Blogger haben in etwa denselben Ruf wie Maler und Lackierer, die in ihrer Freizeit Portraits zeichnen. Ein Blogger darf alles schreiben, nur vermarkten sollte er möglichst nichts. Ist doch so, oder? Ich bin viel im Netz unterwegs, lese hier und dort mal was mit und bin mir ziemlich sicher, dass gerade eine Veröffentlichung von mir ganz besonders den „Experten“ ein Dorn im Auge ist. Niemand spricht es direkt aus, aber es liegt im Raum: Wie kann sie es wagen? Und womöglich macht sie beim Schreiben noch dieselben blöden Fehler, die sie in ihren Buchbesprechungen gerne mal bemängelt.
Hach ja, was soll man sagen? Aber sicher mache ich die. Und ich habe das große Glück, gleich über einen Verlag veröffentlichen zu dürfen, der sich um genau solche Klopper liebevoll kümmern wird.
Trotzdem werde ich weiter eine Leserin und somit auch eine Kritikerin bleiben. Wenn man mich fragt, ob ich veröffentlichen möchte, wäre ich doch ziemlich beschränkt, diese Chance nicht zu nutzen.
Allerdings bewerte ich nach wie vor nur fremde Werke und nicht meine eigenen – und auch nicht die, in denen nur eine einzige Geschichte von mir enthalten ist. Eine Rezension zu Horror-Legionen wir es also von mir nie geben. Auch nicht auf Amazon mit vier oder mehr verschiedenen Nutzer-Accounts. Das überlasse ich anderen Autoren.
Meine eigene Internetseite und meine Facebookseite geben mir die Möglichkeit, sowohl als Bloggerin als auch als Autorin auf mich aufmerksam zu machen.
Den Konflikt an sich haben Blogger auch so schon, ohne, dass sie plötzlich Autor werden. Aber wem erzähle ich das? Du kennst es selbst, oder? Die Anschuldigungen, dass man käuflich sei, unverschämte Forderungen und noch unverschämtere Anfragen, usw. Meine Erfahrungen als Bloggerin lehren mich, was ich als Autorin besser nicht tun sollte. Wenn ich es also schaffe, meine Machwerke halbwegs gut zu verkaufen, ohne meinen Lesern auf zig verschiedene Arten von morgens bis abends auf den Sack zu gehen, dann habe ich wohl doch etwas richtig gemacht.

Ja, das kenne ich wirklich nur zu gut. Und ich finde deine Einstellung wirklich gut – das ist vermutlich wirklich ein Vorteil, den wir Blogger Autoren voraus haben: wir wissen, wie man es nicht machen sollte. 

Carmen, vielen Dank, dass du mir Rede und Antwort gestanden hast. Ich wünsche dir mit deinem Blog wie auch mit deinen Werken weiterhin sehr viel Erfolg, zeig, was du kannst!
Alles Gute dir!

Carmens Blog Horror and more
H&M bei Facebook
„In Dir“ bei Amazon

No Comments

Leave a Reply